Lemmys Lieblingskneipe – Papidoux-Betreiber ist gestorben

Das Papidoux an der Liefergasse ist für alle Heavy-Metal-Fans die erste Adresse in der Altstadt. Jetzt ist der Besitzer Klaus Jantz gestorben. Wie und ob es weitergeht, ist noch unklar.

Zwiebel und Till Eulenspiegel, Pinte und Pille, Wolke und Kneipe – alles dicht. Und jetzt wackelt sogar das Kreuzherreneck. Um die traditionelle Kneipenszene zwischen Mühlenstraße und Ratinger Straße entlang der Liefergasse ist es nicht gut bestellt. Nur eine letzte Bastion in diesem gastronomischen Trauerspiel in der Düsseldorfer Altstadt hat über die Jahrzehnte hinweg allen Widrigkeiten getrotzt: das Papidoux. Wahrlich nicht für jeden Besucher geeignet, ist diese Kneipe das Mekka schlechthin für alle Heavy-Metal-Fans. Und das seit exakt 40 Jahren.

Diesen runden Geburtstag zu feiern, danach ist dem siebenköpfigen Papidoux-Team aktuell aber nicht zumute. Denn ausgerechnet jetzt ist Klaus Jantz gestorben – wenige Tage vor Ozzy Osbourne, einer weiteren Metal-Legende. Ein paar Kumpel von Klaus haben das Lokal 1985 eröffnet, er stieg ein Jahr später mit ein, denn Klaus kannte sich mit allem, was im Hintergrund erforderlich ist, um eine Altstadt-Kneipe zum Erfolg zu führen, gut aus – vor allem mit den Finanzen. Und die Probleme mit erhöhten Mieten und Pachtverträgen vor Augen, hat er die Immobilie schon vor zwei Jahren in weiser Voraussicht einfach selbst gekauft. Nach längerer Krankheit ist Klaus nun kurz vor seinem 69. Geburtstag gestorben. Die Beisetzung soll im privaten Kreis erfolgen. Klaus Jantz hinterlässt seine Frau Viola und eine Stieftochter.

Wie es jetzt genau weitergehen soll, ist noch nicht so ganz klar. Nach ein paar Tagen der Schockstarre hatte das Papidoux am vergangenen Wochenende aber wieder geöffnet. Die Witwe von Klaus Jantz sichtet gerade den Papierkram, spricht mit dem Steuerberater, „dann soll zeitnah eine Entscheidung fallen. Die nächsten drei Monate bleibt das Papidoux aber auf jeden Fall geöffnet“, erklärt Geschäftsführer Rocco Melzer. Und zwar wie gehabt: mittwochs bis samstags ab 18 Uhr, Ende jeweils offen. Auch das bleibt: In der Woche kostet das Glas Frankenheim Alt 1,20 Euro. „Das war irgendwie immer so, und das bleibt auch so – eine Art Dankeschön an alle Stammgäste“, sagt Rocco.

Dass es mit der Altstadt im Allgemeinen und der Liefergasse im Besonderen gefühlt bergab gegangen ist, tangiert das Papidoux nicht sonderlich. „Das war stets ein nicht nur auf Düsseldorf bezogener Anlaufpunkt für Rock- und Heavy-Metal-Fans, die Musik ist hier das Wichtigste“, sagt Rocco, der selbst bereits seit 30 Jahren zum Team gehört, quasi als DJ angefangen hat und auch dafür gesorgt hat, dass irgendwann eben nicht nur AC/DC und Motörhead gespielt wurde. „Zum einen habe ich mich auch mal getraut, härtere Varianten aufzulegen, Thrash oder Speed Metal zum Beispiel, was anfangs noch verpönt war. Zum anderen muss man sich irgendwann auch der jüngeren Generation gegenüber offen zeigen, die eine moderne Form des Metal hören wollen.“

Dennoch sind es vor allem wiederkehrende Veranstaltungen, die dazu führen, dass die Papidoux-Familie zusammenkommt und legendäre Sausen feiert – die 80er-Jahre-Party zum Beispiel oder das von Tobias Cremer organisierte DDT-Festival (Düsseldorfer Death Thrasher) im Weltkunstzimmer, wenn sich im Anschluss alle Musiker und Konzertbesucher zur Nachlese in der Altstadt einfinden. Zu besagten Heavy-Metal-Veteranen zählen (oder besser zählten) auch durchaus prominente Namen: Lemmy Kilmister von Motörhead zum Beispiel ist nach jedem seiner Konzerte in der Gegend gekommen. „Er hat immer auf demselben Platz an der Theke gesessen und seinen Jack Daniel‘s getrunken“, erzählt Rocco. Ein noch lebender Beweis: Doro Pesch ist regelmäßig im Papidoux, lädt dort Fans ein und beglückt sie mit einem Gig vor Ort.

Rocco Melzer hat Klaus Jantz zuletzt noch auf der Bilker Kirmes getroffen, mit ihm am Dienstagabend telefoniert, einen Tag später war er tot. Sein Laden sieht heute fast noch so aus wie vor 40 Jahren. „Wir haben nur wenig verändert, das wollen die Gäste auch so“, sagt Melzer, der jetzt natürlich hofft, dass im Sinne von Klaus alles so weiterläuft – und vielleicht sogar die 50 Jahre noch vollgemacht werden können.

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